Im FALKENSEE.aktuell-Heft 85 haben wir festgestellt, dass Menschen aus 91 Nationen in Falkensee leben. Nun lassen wir in jedem Heft eine andere Nation zu Wort kommen. In dieser Ausgabe meldet sich Mark Wardell zu Wort. Der Engländer wurde in Middlesbrough geboren, arbeitet als Entertainer und wohnt in Finkenkrug.
Name: Mark Wardell
Geboren: 23.07.1963
in Middlesbrough, England
Beruf: Entertainer / IT Vertrieb
„Meine Heimatstadt ist Middlesbrough. Sie liegt in England, nur zwölf Kilometer von der nordöstlichen Küste entfernt.
Seit 1981 arbeite ich nun bereits in der Entertainment-Branche – als Sänger, Gitarrist, Schauspieler, Musical-Darsteller, DJ und Songwriter. Bis Anfang 1989 wurde ich immer wieder von den verschiedensten Clubs, Theatern, Hotels oder Kreuzfahrtschiffen engagiert und kam auf diese Weise in der ganzen Welt herum. Anschließend ergatterte ich meinen ersten Plattenvertrag – bei der CBS für meine eigene Komposition „Up the Amazon“. Die Einnahmen aus diesem Projekt erlaubten es mir, ein Apartement in London zu kaufen.
In dieser Zeit begann ich damit, in der Londoner Show- und Fernsehszene tätig zu sein. Tagsüber stand ich für die BBC in verschiedenen Game-Shows vor der Kamera, spielte in TV-Szenen zusammen mit Mr. Bean und anderen bekannten Größen oder schrieb neue Song-Texte. In den Abendstunden hatte ich meine eigene Show und stand vor 300 bis 800 Menschen auf der Bühne. Arbeit war in dieser Zeit immer genug vorhanden.
Anfang 1995 fragte mich dann mein Londoner Agent, ob ich nicht Lust hätte, für ein neues Musical in Deutschland vorzusprechen. Das tat ich und bekam die „Swing“ Rolle von Cookie, dem Captain, Ariel und weiteren in Berlins Erfolgs-Musical “Shakespeare & Rock’n Roll”.
Ich war gerade dabei, während der Mittagspause meine verschiedenen Rollen zu proben, als ich mich umdrehte und dabei die wohl schönste Frau der ganzen Welt genau vor mir stehen sah…
Nach den ersten drei Monaten verlängerte das Theater meinen Vertrag. Gemeinsam mit meiner neuen Freundin zog ich in eine Wohnung in Neukölln.
1997 verließ ich das Musical. In dieser Zeit fragte mich der ehemalige musikalische Direktor vom „Starlight Express“, ob ich nicht zusammen mit ihm ein neues Musical schreiben möchte. Das tat ich. 1999 sind wir mit dem Musical durch ganz Deutschland getourt.
2001 zogen wir nach Spandau. Ich baute mir ein kleines Aufnahmestudio auf, um meine selbstgeschriebenen Lieder auch gleich einspielen zu können. Ich habe damals zusammen mit Bernhard “Potch” Potschka von “Spliff” an verschiedenen Projekten gearbeitet, außerdem mit dem Moderator Lou Richter von Sat.1 und mit Bruce and Bongo, die in den Achzigern den Hit “Geil” hatten …
Aber da gab es ja noch etwas ganz anderes, was ich unbedingt tun wollte. Also nahm ich einen 4-Wochen-Job auf einem norwegischen Kreuzfahrtschiff an und sparte dabei genügend Geld, um einen Ring zu kaufen. 2002 sagte meine Freundin „Ja“ und wir heirateten im Mai 2004. Unsere Tochter Amy wurde im Dezember 2004 geboren.
2005 wurde ich gefragt, ob ich im Beatles-Musical “All you need is love” mitspielen möchte. Hier spielte ich die beiden Rollen “Tony Sheridan” und “Brian Epstein”.
Ein alter Freund von mir ist Frank Hänsch von der Firma Hänschbau. Er wollte alles über das neue Musical hören und lud meine Frau und mich zu einer Party nach Falkensee ein – in sein neu gebautes Haus. Es war das erste Mal, das wir Falkensee besucht haben. Die ganze Gegend machte einen sehr starken Eindruck auf uns – die Landschaft, das familiäre Umfeld und vor allem das Gefühl, dem hektischen Leben der Großstadt entronnen zu sein.
2005 nahmen dann die Erfinder von “Theo Tintenkleks” Kontakt mit mir auf. Sie fragten, ob ich wohl einen Song für sie und die “Bridge of Hearts Foundation” schreiben könnte. Nachdem ich mich in das Charity-Projekt einbringen durfte, hatte ich sogar die Möglichkeit, Lucy Hawking zu treffen, die Tochter von Professor Stephen Hawking. Ich engagierte mich sehr, warb für die Stiftung und wies auf die Nöte von unterpriviligiert aufwachsenden Kindern hin.
Im gleichen Jahr schrieb ich auch zwei neue Lieder – „Theo“ und „Mirage“. „Mirage“ wurde vom bulgarischen Sänger Petia eingespielt und brachte es im Sommer 2005 auf Platz 1 in den bulgarischen Charts. Leider kamen die Gelder, die ich für „Mirage“ eingeplant hatte, nie bei mir an… Das Entertainment-Business konnte mir nun nicht mehr das Einkommen sichern, das ich benötigte, um unsere kleine Familie zu unterhalten.
In dieser Zeit half mir mein Freund Frank wieder auf die Beine. Er besorgte mir ein kleines Büro in Berlin, was es mir erlaubte, zusammen mit ihm an einer IT-Geschäftsidee zu arbeiten, die ich entwickelt hatte. So wurde ich zu einem internationalen Sales Account Manager, der Cisco Systemprodukte nach England und in die USA verkaufte. Hier kam mir natürlich meine Muttersprache Englisch sehr gelegen.
Gleichzeitig bekam ich aber immer wieder Anrufe von Menschen, die mich für Auftritte als DJ oder als Sänger in Berlin buchten. So konnte ich für die nötige finanzielle Stabilität in unserem Leben sorgen.
2007 erhöhten sich leider die Miet- und Unterhaltskosten unserer Wohnung in Spandau. Meine Tochter ging in den Kindergarten und meine Frau fing wieder an zu arbeiten. In dieser Zeit realisierten wir, dass es besser wäre, das Geld in ein eigenes Haus zu investieren – und nicht in eine Mietwohnung. Der erste Platz, an dem wir uns nach einem Grundstück umsahen, war Falkensee. Wir haben uns nie für einen anderen Ort interessiert.
Mit ein wenig Hilfe von unseren Freunden fanden wir schon bald ein tolles Stück Land in Finkenkrug. Unseren Hausbau starteten wir Ende 2007. Im April 2008 konnten wir bereits einziehen – und wurden schnell ein Teil der Falkensee-Finkenkrug-Community. Für uns war das ein echter „Lifestyle-change“. Wir mussten ganz schnell alles über Gartenarbeit, BBQs und spontane Treffen mit den Nachbarn und mit alten Freunden lernen.
Mir wurde auch – sehr freundlich – beigebracht, nicht am Sonntag den Rasen zu mähen oder laute Werkzeuge zu benutzen. Der Sonntag ist den Falkenseern anscheinend heilig. Das ist in England ganz anders.
Wir fühlen uns in Falkensee angekommen und sicher. Wir sind erfreut darüber, dass es im Sommer so viele Familienveranstaltungen und Festivals gibt und es sogar im Winter viele tolle Plätze gibt, die man auch mit unserem Kind besuchen kann. Falkensee has it all! Wir sind der Meinung, dass die Lebensqualität hier sehr hoch ist. Auch freuen wir uns darüber, dass die Qualität der Lessing-Grundschule, die unsere Tochter besucht, so hoch ist. Das gibt uns das Gefühl, mit dem Wohnort Falkensee die richtige Entscheidung getroffen zu haben.
Ich arbeite immer noch für die IT-Branche – jetzt aber vom Home-Office aus. Und ich bekomme immer noch Aufträge für Auftritte in Berlin und Brandenburg. Silvester habe ich etwa das Hexenhaus bis morgens um eins gerockt und habe auch jetzt schon wieder genügend Aufträge für Geburtstage und Hochzeiten im ganzen Jahr.
Manchmal hole ich auch noch immer mein Soundsystem heraus und singe ein paar Songs von Robbie Williams und Michael Bublé – für meine Nachbarn und Freunde.“ (Foto: privat)