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Channel: Seite 47 – Unser Havelland (Falkensee aktuell)
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Schönwalde-Glien: Wohnen im Erlenbruch

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Gleich hinter dem Gewerbegebiet Erlenbruch und der Paintball-Arena liegt das Gelände des ehemaligen Fliegerhorstes Schönwalde. Die Wehrmacht hat sich hier um die Ausbildung ihrer Piloten gekümmert. Einem Gerücht zufolgt soll sogar Schauspieler Heinz Rühmann hier das Fliegen gelernt haben. Zu Zeiten der DDR wurde das Gelände von der sowjetischen Armee weitergenutzt. Seit der Wiedervereinigung liegt das mehrere Hektar große Gebiet brach, obwohl es seit 2005 einen Bebauungsplan gibt.

2018 hat nun ein Investor in Form der Schönwalde Wohnen GmbH & Co KG das Gelände von der Brandenburgischen Boden erworben. Ziel des Investors ist es, den alten Gebäudebestand zu erhalten und um weitere Dreigeschosser zu erweitern, um auf diese Weise etwa 1.500 Wohneinheiten zu schaffen. Bodo Oehme, Bürgermeister von Schönwalde-Glien: „Das entspricht bis zu 4.000 neuen Schönwaldern. Wir dürfen in diesem Zusammenhang gern von der Erschaffung eines komplett neuen Ortsteils von Schönwalde sprechen.“

Am 10. März lud der Investor interessierte Bürger auf das ansonsten gesperrte Gelände des Erlenbruchs ein. Über 140 Personen nutzten die Gelegenheit, darunter auch Falkensees Baudezernent Thomas Zylla und die Landtagsabgeordnete Barbara Richstein: „Was hier gebaut wird, hat natürlich auch Auswirkungen auf den Verkehr in Falkensee.“

Nadine Fehlert und Gaston Klaeß vom Berliner Planungsbüro Jahn, Mack & Partner stellten die aktuellen Pläne vor, die sich noch in einem allerersten Entwurfsstadium befinden. Denn bevor es in die Feinplanung geht, müsse der Bebauungsplan Nr. 14 „Wohnen und Mischnutzung Erlenbruch“ ebenso geändert werden wie der Flächennutzungsplan für Schönwalde-Glien. Es gilt, ein Sanierungs- und ein integriertes Quartiersentwicklungskonzept auf die Beine zu stellen, den Bürgern Raum und Zeit für Einwände zu geben und einen städtebaulichen Vertrag mit der Gemeinde über die noch zu schaffende Infrastruktur auszuarbeiten. Nächstes Jahr könnte man, wenn alles gut läuft, loslegen mit dem Bauen, in fünf Jahren aber auch fertig sein.

Klar ist schon jetzt: Die alten Kasernengebäude sollen saniert werden. Zwischen den Kasernen sollen sich weitere Dreigeschosser einfügen. Der neue „Ortsteil Erlenbruch“ würde allein aus Geschosswohnungen bestehen, Einfamilienhäuser stehen nicht auf der Agenda. Bodo Oehme: „Der Mietpreis liegt unter den Mietpreisen in Schönwalde-Siedlung, also unter zehn Euro pro Quadratmeter. Je mehr Hürden und Auflagen das Projekt aber noch zu nehmen hat, umso teurer wird es am Ende natürlich. Pro Wohneinheit rechne ich mit zwei Stellplätzen für Autos.“

Das Gelände soll mit einem hohen Grünanteil erschlossen werden. Der Erlenbruch bleibt als ovales Naturhabitat erhalten – ein Weg zum Spazierengehen und Joggen soll das Oval ebenso umschließen wie auch das gesamte neue Siedlungsareal. Am Rand zur Landesstraße hin sind ein Sportplatz und eine Feuerwache angedacht. Es soll auch einen zentralen Platz für den ganzen Erlenbruch geben, Spielplätze für die Kinder, einen Nahversorger, aber auch Gewerbeflächen etwa für eine Gastronomie oder für Ärzte.

Der Investor würde sich in einem städtebaulichen Vertrag dazu verpflichten, in die Infrastruktur zu investieren. Neben der Straßenführung im Gelände würde dazu der Bau einer Kita vor Ort (für 120 Kinder) und der Ausbau der bereits vorhandenen Grundschule in Schönwalde-Siedlung gehören. Laut Planungsbüro würden die Schulkapazitäten in Nauen und Falkensee in den weiterführenden Zweigen für die Kinder der neuen Bürger im Erlenbruch ausreichen, aber das sieht Bodo Oehme angesichts vieler Neubauprojekte in diesen Orten durchaus skeptisch: „Warum nicht hier am Standort eine weiterführende Schule mit Turnhalle errichten? Diese Kosten kann natürlich nicht der Investor alleine tragen, das ist klar. Aber wir haben jetzt die einmalige Chance, einen neuen Ortsteil so zu planen, das er auch wirklich funktioniert. Das gelingt nur mit großer Weitsicht.“

Probleme, die zu lösen sind, gibt es noch genug. Naturschützer sehen die Nähe der neuen Bewohner zu den direkt angrenzenden FFH- und Naturschutzgebieten kritisch. Auch die Anbindung des Ortsteils ist ein Thema. Ein Bus hält zwar „vor der Tür“ und auch die Landesstraße 20 ist für den Autoverkehr eine wichtige Verbindung ans Mittelzentrum Falkensee und an Berlin. Ein neuer Fahrradweg könnte den Erlenbruch mit Hennigsdorf und mit der dort vorhandenen S-Bahn-Station verbinden. Bodo Oehme: „Wir brauchen aber einen Bahnhof zwischen Bötzow und Schönwalde, der bis zu 25.000 Nutzer auf die Bahn bringt und somit den Verkehr entlastet. Alle Leute mit Fahrrad nach Hennigsdorf zu schicken, das ist eine schwierige Angelegenheit.“

Ein weiteres Problem ist der hohe Grundwasserspiegel im Gelände. Gaston Klaeß: „Wir planen hier mit begrünten Dächern, die das Regenwasser auffangen und speichern, sodass die Bewohner beim Verlassen der Wohnungen auf Gummistiefel verzichten können.“

Noch eine Sorge ist der neue Landesentwicklungsplan Berlin-Brandenburg, nach dem Schönwalde-Glien kein Hauptentwicklungsgebiet mehr ist. Darf der Erlenbruch da überhaupt bebaut werden?

Bürgermeister Bodo Oehme: „Finanzminister Görke hat einen Vertrag mit dem Investor geschlossen, den er nun auch einhalten muss. Bereits nach dem bestehenden Bebauungsplan könnte der Investor sofort mit dem Bauen beginnen. Ich sehe da keine Probleme auf den Erlenbruch zukommen.“ (Text/Fotos: CS / Entwurfskizze: Jahn, Mack & Partner)

Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 157 (4/2019).

Der Beitrag Schönwalde-Glien: Wohnen im Erlenbruch erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.


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