Mit „Freaky“ kommt ein richtig blutiger Teenager-Slasher ins Kino. Der „Körpertausch mit Blutrausch“ präsentiert sich dabei bestens abgehangen, musste er doch Corona-bedingt lange auf seinen Kinostart verzichten. Das ist auch der Grund dafür, warum der Film nicht in die Halloween-Saison fällt, sondern mitten im Sommer veröffentlicht wird.
Das wohlige Grusel-Feeling kommt aber auch bei warmen Sommertemperaturen schnell auf, wenn der berüchtigte Serienkiller mit dem Namen „Blissfield Butcher“ (wunderbar böse gespielt von Vince Vaughn) gleich im Intro von „Freaky“ eine Vierer-Teenager-Gang dahinmetzelt, dass das Kunstblut nur so spritzt.
Nach den ersten Minuten weiß man also schon, dass die Grusel-Komödie von Christopher B. Landon ganz im Stil von „Happy Deathday“ nicht mit der Kamera wegzuckt, sobald es blutig wird. Zugleich bewahrt sich der Streifen aber auch ein letztes bisschen cineastische Unschuld: Umgebracht werden in der Regel nur echte Zicken und garstige Widerlinge. Da denkt es sich als Zuschauer leicht: „Ach, ein bisschen Schwund ist ja immer.“
Umso mehr Angst hat der Zuschauer aber um die zarte 17-jährige Schülerin Millie (Kathryn Newton), die auf die Blissfield High geht, von den coolen Kids gemobbt wird und doch die ganze Zeit nur plüschig-pink von „der wahre Liebe erster Kuss“ träumt. Ausgerechnet dieses nette Mädchen soll das nächste Opfer unseres müffelnden, ungewaschenen Serienkillers werden? Zu blöd, dass der einen frisch geklauten magischen Opferdolch zum Metzeln verwendet. Der letzte Stich des Killers sorgt nicht für ein plötzliches Versiegen der Kreischorgie, sondern aktiviert uralte magische Kräfte: Killer und Opfer tauschen ihre Körper.
Klar, das hat man schon tausende Male gesehen. Mal tauschen Mutter und Tochter die Körper, mal sind es Mann und Frau, mal die unterschiedlich alten Versionen des gleichen Selbst. Nun erwischt es also den Killer und sein Opfer.



Zugegegen, es hat etwas. Die zarte Millie verwandelt sich plötzlich – mit der Seele des fiesen Killers – in eine etwas lobotomiert wirkende Mörder-Bitch, die im neuen Lederlook auf die Jagd nach ihren alten Erzfeinden geht, um sie sehr einfallsreich vom Leben in den Tod zu befördern.
Und aus dem haarigen Killer wird dank Millies Seele eine mädchenhaft dahinschwebende Elfe, die weder mit ihren großen männlichen Kräften noch mit dem primären Geschlechtsteil ihres Körpers etwas anzufangen weiß.
Vince Vaughn und Kathryn Newton spielen ihre beiden Körpertauschrollen sehr ansehnlich. Hier kommt viel Humor als Würze in den Film, sodass man sich immer wieder bei einem blutigen Grinsen ertappt.
Schade ist, dass dem Film ansonsten leider wenig Neues einfällt. Millie bleiben genau 24 Stunden lang Zeit, um einen erneuten Körpertausch durchzuführen, ansonsten muss sie für immer im Körper des gesuchten Killers bleiben. Genau diese Jagd nach dem entfleuchten Killer in Millies ansehnlichem Original-Body hat ein paar Längen, die den zweiten Teil des Films durchhängen lassen. Hier hätte man gern noch ein paar neue Einfälle goutiert. Regisseur Christopher B. Landon nutzt seine Kreativität auf jeden Fall viel lieber, um sich besonders fiese Mordmethoden auszudenken.
Sei es drum: So ein richtig schöner hirnloser Slasher-Film ist ja manchmal genau das richtige, um sich den Kopf freipusten zu lassen. Solange nur das Hirn drin bleibt. (CS / Bilder: UPI Media)
Fazit: ***/** (FSK 16)
Spieldauer: 102 Minuten
Kinostart: ab sofort
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=MHDTWoKwMmk
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 184 (7/2021).
Der Beitrag Kino-Filmkritik: Freaky erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).