Jenny Klestil reist durch ganz Deutschland. Sie besucht Familien, die ein Kind mit einer Behinderung haben – und fotografiert sie. Über 5.000 Familien haben auf diese Weise bereits seit 2015 einen ganz besonderen Schnappschuss für ihr Familienalbum erhalten. Ende Juli war die Fotografin erstmals auch in Falkensee zu Gast – und fotografierte viele Familien direkt am Falkenhagener See.
2015 war das Jahr, das alles änderte. Passend zum Welt-Down-Syndrom-Tag schob die Fotografin Jenny Klestin (43) aus Frankfurt am Main ihr damals noch rein ehrenamtliches Fotoprojekt „Glück kennt keine Behinderung“ an. Sie bot den Familien an, wunderschöne Porträtaufnahmen der Kinder anzufertigen. Auch, um diese – mit Zustimmung der Eltern – anschließend öffentlich zu machen. Über 200 Ausstellungen gab es bereits zum Thema, ein Buch wurde veröffentlicht, ein zweites ist in Arbeit.
Jenny Klestil: „Auf Facebook, Instagram und Twitter habe ich inzwischen über 100.000 Follower. Es gibt unfassbar viele Likes und ausnahmslos positive Kommentare. Unsere Gesellschaft ist doch angenehmer, als man denkt. Nur weil ein Kind 47 statt 46 Chromosomen in sich trägt, muss man sich nicht verstecken. Im Gegenteil: Unsere Shootings sind voller Freude und machen immer viel Spaß. Ich stelle immer wieder fest, dass die Familien trotz der zusätzlichen Belastung viel gelassener im Alltag sind als unbeeinträchtigte Familien.“
Längst hat die Fotografin damit aufgehört, Hochzeiten zu fotografieren oder andere Aufnahmen zu machen: „Das ist einfach nicht mehr das echte Leben für mich. Das herrlich Unperfekte ist inzwischen für mich das Normale geworden.“ Das ganze Jahr über ist sie unterwegs, um für ihr Projekt „Glück kennt keine Behinderung“ (www.glueckkenntkeinebehinderung.de) zu arbeiten. Oft verbindet sie dabei mehrere Termine zu einer Tour. Bevor sie so etwa am 25. Juli zu einer Fotosession auf dem Spielplatz am Falkenhagener See einlud, war sie in Chemnitz und Dresden unterwegs, als nächste Station stand Berlin auf dem Plan.
In Falkensee war Jenny Klestil selbst noch nie zuvor. Der „Küchentreff Falkensee“ hatte die Fotografin im Vorfeld kontaktiert und eingeladen. Nicole Gauder (41) aus Dallgow-Döberitz nahm zusammen mit ihrem Sohn am Fotoshooting teil. Sie erklärte: „Unser Küchentreff wurde vor drei Jahren von Kathrin Herkel gegründet. Wir sind inzwischen 20 Familien aus Falkensee, Dallgow und Brieselang, die ein Kind mit einer Behinderung haben. Wir treffen uns etwa einmal im Monat – gern auch in der Falkenseer Lebenshilfe. Hier tauschen wir uns aus, laden aber auch gezielt Spezialisten ein, darunter auch Therapeuten.“
Beim Shooting am See fand Jenny Klestil sofort die besten Spots, um die Familien mit ihren Kindern optimal in Szene zu setzen. Ehrenamtlich kann sie inzwischen nicht mehr arbeiten, weil ihre Shootings längst zu einer Vollzeit-Lebensaufgabe geworden sind: „Ich finanziere mich über die Ausstellungen. Und die Familien buchen ein Bilderpaket bei mir, das sie vor Ort bezahlen. Bei jedem Shooting brauche ich etwa zehn Familien, um über die Runden zu kommen.“ (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 185 (8/2021).
Der Beitrag Inklusion im Fokus: Jenny Klestil fotografiert in Falkensee: „Glück kennt keine Behinderung“! erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).