Wenn der deutsche Film lustig sein möchte, muss man als Zuschauer immer in eine etwas misstrauische Hab-Acht-Stellung gehen. Das kann nämlich durchaus gut funktionieren, wenn der Regisseur etwa eine tragisch-ernste Note wie etwa bei „Der Vorname“ oder „Eingeschlossene Gesellschaft“ hinzufügt. Oder es geht ganz doll schief, wenn die Filme stattdessen in purem Klamauk ersaufen – wie etwa bei „Ballermann 6“.
Nun kommt „Die Geschichte der Menschheit – leicht gekürzt“ ins Kino, um den Deutschen etwas den heißen Sommer zu erheitern. Regisseur Erik Haffner wagt sich im Film an eine humorige Neuinterpretation der wichtigsten historischen Ereignisse heran.
Dazu passt die folgende Rahmenhandlung: Dr. Georg Friedle (Christoph Maria Herbst) und sein Forscher-Team legen der 1977 ins All gestarteten Voyager-Sonde eine goldene Schallplatte bei. Sie wird tatsächlich am Rand des Sonnensystems von einem UFO aufgegriffen. Doch was die Außerirdischen auf der Platte zu sehen bekommen, haut ihnen doch glatt die schleimigen Tentakel aus dem Gesichtsfeld: Anscheinend ist die Menschheit, die da mit ihnen in Kontakt treten möchte, komplett verblödet.
Ganz egal, ob die erste Zellteilung, die ersten Schritte der Steinzeitmenschen, Jesus‘ Kreuzigung oder der Erste Weltkrieg: Alle wichtigen Stationen der menschlichen Geschichte werden in kurzen Epsioden gnadenlos durch den Kakao gezogen. Die Titanik sinkt im Grunde genommen nur, weil der Kapitän die nörgelnde Praktikantin ans Steuer lässt. Die griechischen Philosophen werden als kultige Rap-Stars präsentiert, die keine Zugabe geben möchten. Stauffenbergs Attentat auf Hitler fliegt beinahe auf, weil einer der Verschwörungsteilnehmer glaubt, dass eigentlich nur Hitlers Geburtstagsfeier geplant wird.
Das alles ist leidlich komisch, wobei der Humor der einzelnen Episoden niemals fies, zynisch, schräg oder auf mehreren Ebenen gleichzeitig arbeitend im Zelluloid einschlägt, sondern anscheinend den gemeinsamen Nenner darin gefunden hat, den Spaßlevel eines Fünftklässlers bedienen zu wollen.
Wirklich erinnernswert ist in diesem Sinn nur die Episode, in der es zwei Berliner Handwerker nach China verschlägt. Sie sollen hier die chinesische Mauer bauen, kontern aber die an sie gestellten Arbeitsaufträge immer wieder spitzfindig mit köstlichen Fehlinterpretationen aus. Und überhaupt – erst mal Pause machen und den Anfahrtsweg berechnen.
Dieses Niveau kann aber nicht lange gehalten werden. Wenn das gesunkene U-Boot aus dem Filmklassiker „Das Boot“ nur dadurch wieder vom Grund des Meeres aufsteigen kann, indem die Besatzung alle Bohnenbüchsen leerfuttert und zu flatulieren beginnt, dann sind wir beim Wühlen in der Kalauerkiste ganz, ganz unten im Bodensatz angekommen.
Überraschend ist, dass man im Film „Die Geschichte der Menschheit – leicht gekürzt“ ein halbes „Who is Who“ der deutschen Schauspielkunst auf der Besetzungsliste ausmachen kann. Matthias Martschke, Jasmin Schwiers, Carolin Kebekus, Axel Prahl, Rick Kavanian, Ulrich Tukur, Jeanette Hain und Kostja Ullman spielen in dem Film mit, den man durchaus als „infantil“ und „albern“ bezeichnen darf.
Dass es in der Bewertung am Ende doch noch zwei Punkte gibt, liegt an kleinen Höhepunkten wie etwa einem pausbäckigen Bastian Pastewka als Unsinn redenden Gangsterboss Al Capone oder einem Max Giermann in seiner Paraderolle als Klaus Kinski, der hier aber als pöbelnder Jesus am Kreuz zu sehen ist. (CS / Bilder: Warner Brothers)
Fazit: 2 von 5 Sterne (FSK 12)
Spieldauer: 96 Minuten
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=68pVqBbvWFg
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 196 (7/2022).
Der Beitrag Kino-Filmkritik: Die Geschichte der Menschheit – leicht gekürzt erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).