Marvin Kopka hat ein Herz für alles, was krabbelt und wenigstens sechs Beine und zwei Fühler hat. Er hält sich orientalische Gottesanbeterinnen, riesige Goliathkäfer und faustgroße Blattschrecken. Sein neuestes Sammelgebiet treibt so manchem Havelländer das nackte Grauen ins Gesicht – Marvin Kopka begeistert sich für Skorpione. Und das ohne Angst vor einem Piekser: Die Spinnentiere sollen kein Aggressionsverhalten zeigen.
Viele Urlaubsreisende, die es in die sonnige Ferne zieht, bringen eine ganz besondere Angst mit ins Hotelzimmer: Bitte, bitte, lass keine Skorpione in der Nähe sein. Nicht wenige schütteln morgens ihre Schuhe aus, aus Angst, eins der Spinnentiere mit den großen Scheren und dem biegsamen Giftstachel am Ende des Körpers hätte sich hier einen Unterschlupf gesucht. Dabei ist die Wahrscheinlichkeit viel größer, dass einem nachts ein über die Zimmerdecke krabbelnder Skorpion aufs Bett fällt.
Marvin Kopka (24), der in Elstal wohnt: „Sollte im Urlaub ein Skorpion auf der eigenen Bettdecke landen, so geht es darum, die Ruhe zu bewahren und auf die Scheren zu achten. Sind die Scheren dick, ist das Gift des Skorpions nicht besonders stark und das Tier braucht eine Menge Muskelkraft, um seine Beute festzuhalten. Sind die Scheren ganz dünn, sollte man schon eher etwas Respekt bekommen. Dann ist das Gift sehr stark.“
Die Skorpione, die bei Marvin Kopka in verschiedenen Terrarien leben, haben alle sehr dicke Scheren. Das bedeutet, dass ihr Gift nicht besonders potent ist. Marvin Kopka: „Bei den kleinen sandfarbenen Mittelmeerskorpionen kommt der Stachel in der Regel nicht einmal durch die menschliche Haut hindurch. Ich selbst halte nur mindergiftige Arten und wurde bislang noch nie gestochen. Die Tiere kennen kein Aggressionsverhalten dem Menschen gegenüber. Es sind sehr friedliche und genügsame Haustiere.“
Die größten Skorpione, die sich beim Elstaler Insektenfreund finden lassen, sind Vertreter des afrikanischen Kaiserskorpions (Pandinus imperator). Diese Tiere werden so groß wie eine Hand, sind tiefschwarz und weisen riesige Scheren auf. Kopka: „Eins meiner Weibchen sieht trächtig aus, hier hoffe ich auf Nachwuchs. Die Skorpionbabies werden eine Weile von der Mutter auf dem Rücken herumgetragen. Anschließend gehen sie ihrer eigenen Wege. Die Tiere sind dämmerungs- und nachtaktiv, da sie in der tropischen Sonne ansonsten viel zu schnell austrocknen würden. Im Terrarium finde ich den Nachwuchs später mit der UV-Lampe wieder. Die Tiere leuchten nämlich unter dem UV-Licht.“
Früher wurden die Skorpione wild in Afrika gefangen und anschließend in alle Welt verkauft. Das war einmal. Marvin Kopka: „Inzwischen brauche ich für die Tiere einen HKN, einen Herkunftsnachweis. Der verweist in der Regel auf einen Züchter. Es gibt Bestrebungen, dass die Ausfuhr von Insekten und ähnlichen Tieren aus Ostafrika komplett verboten wird. So ein Kaiserskorpion kann bis zu 15 Jahre alt werden.“
Was tut man aber mit einem Haustier, das den ganzen Tag schläft, nicht auf den eigenen Namen hört, keine Kunststückchen kann und einem, wenn es schlecht drauf ist, auch noch einen Giftstachel in die Hand rammen kann? Marvin Kopka: „Ich habe eben ein großes Faible für Insekten. Skorpione sind natürlich keine Insekten, sondern Spinnentiere, weil sie mehr als sechs Beine haben. Ich finde sie aber trotzdem sehr faszinierend.“
Die Skorpione sind recht einfach in der Haltung. Sie fressen Insekten und zwar alles, was kleiner ist als sie. Kopka: „Abhängig von der jeweiligen Art muss ich die Temperatur und die Feuchtigkeit im Terrarium anders einstellen. Zum Füttern verwende ich sogenannte Ofenfische, die ich selbst züchte. Sie sind sehr nahrhaft und knabbern die Skorpione nicht an.“
Wie ist das eigentlich für Marvins Lebensgefährtin? Hat sie keine Angst vor den Skorpionen? Zumal viele Terrarien aus Platzmangel inzwischen im Schlafzimmer des jungen Paares stehen. Marvin Kopka, der gern BMX-Rad fährt und jedes Jahr bei „Nauen auf Rollen“ den Moderator für das Event gibt: „Nein, sie hat da keine Angst. Ein giftiger Hundertfüßer wäre etwas anderes, aber meine Tiere tun ja alle nichts. Inzwischen hat meine Freundin auch eigene Tiere, sie züchtet Wandelnde Blätter und Wandelnde Bohnen, das sind sehr gut getarnte Gespenstschrecken.“
Vier Arten Skorpione besitzt der Insektenflüsterer bereits. Was bleibt da noch an Träumen? Marvin Kopka: „Ich würde gern einmal nach Costa Rica reisen und selbst im Dschungel nach allem suchen, was krabbelt. Und ich würde gern eine Insektenmesse in Asien besuchen, da gibt es Tiere, die hat man hier noch nie gesehen.“
Für die nächste Reise in ferne Gefilde hat Marvin Kopka noch einen letzten Tipp parat, den man befolgen sollte: „Sollte man wirklich von einem giftigen Skorpion gestochen werden, lohnt es sich immer, ein Foto zu machen. Damit die Ärzte im Krankenhaus wissen, welche Art genau da zugestochen hat. Und: Skorpione können fauchen. Da müssen sie aber schon sehr sauer sein.“ (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 197 (8/2022).
Der Beitrag Stachelige Freunde: Marvin Kopka aus Elstal hält sich Skorpione als Haustiere! erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).