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Channel: Seite 47 – Unser Havelland (Falkensee aktuell)
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Krimiautoren lesen Geschichten: Mörderischer Sonntag am Schwanenweiher!

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Da sieht man doch einmal wieder, wie viel Freude völlig harmlos wirkende Bürger an Mord, Verbrechen und bösen Taten haben können. Über 170 Besucher strömten am 4. September auf die Wiese gleich gegenüber vom „Schwanenkrug“ in Schönwalde-Glien, um beim allerersten „Mörderischen Sonntag am Schwanenweiher“ mit dabei zu sein. Vier Krimiautoren lasen hier aus ihren Texten. Dazu gab es Musik, Bier und Soljanka.

Dass sich Verbrechen nicht auszahlen, das wissen wir alle. Dass sie aber völlig kostenfrei sind, das ist neu.

Am 4. September luden die Bibliothek Schönwalde-Glien, die seit 18 Jahren vom Verein „Buch & Co.“ betrieben wird, und der „Verein zur Erhaltung und Förderung des Charakters von Schönwalde“ (EFCS e.V.), der seit 2003 das Gelände am Schwanenweiher gestaltet und pflegt, zur gemeinsamen Veranstaltung „Mörderischer Sonntag am Schwanenweiher“ ein. Und die kostete für alle Krimi-begeisterten Besucher keinen einzigen Cent Eintritt.

An einem Sonntag um 16 Uhr trafen so gleich mehr als 170 Freunde des literarischen Totschlags auf der Wiese gegenüber vom „Schwanenkrug“ ein, um mit verzücktem Ohr vier Geschichten über Menschen mit krimineller Energie zu hören.

Die beiden Vereine hatten für die Gäste extra viele Bänke aufgestellt, sodass jeder einen Sitzplatz fand. Die Bühne war etwas erhöht aufgebaut worden. So hatte jeder eine gute Sicht auf die eingeladenen Autoren. Nicola Menzel vom Verein „Buch & Co.“: „Dank einer Förderzusage vom Deutschen Literaturfonds NEUSTARTKULTUR konnen wir die Krimilesung für die Besucher kostenfrei anbieten und den Autoren zugleich ein faires Entgeld bezahlen.“

Darben musste während der Veranstaltung niemand. Der „Schwanenkrug“ sorgte mit einem mobilen Bierwagen für kalte Getränke – und schenkte in der Pause sogar eine warme Soljanka-Suppe aus.
Für die Präsentation der Krimiautoren sorgte der „Vorleser“ Dirk Lausch, der extra aus Berlin angereist war. Er, der sonst selbst sehr gern Vergnügliches ebenso wie Schauerliches aus den Köpfen anderer Dichter vorliest, stellte die Autoren auf der Bühne vor und stimmte die Zuschauer so auf die kreativen Köpfe hinter den Geschichten ein: „Wir hören heute das vierte kulturelle Entlastungspaket.“

Den Start machte Björn Götze aus Brieselang. In „Ende der Veranstaltung“ sorgte er für ordentlich Lokalkolorit, indem er einen Kriminalisten in die Falkenseer Polizeiwache strafversetzen ließ. Hier muss er nun in Uniform mit den „Streifenhörnchen“ Dienst schieben. Er rächt sich prompt bei seinen Untergebenen, indem er sie zwischen Falkensee und Brieselang eine Fahrzeugkontrolle errichten lässt. Zu dumm, dass hier ausgerechnet ein Stammtischkumpel als erstes angehalten wird.

Nach diesem Krimispaß ging es ernst weiter. Bettina Kerwien las aus ihrem im April erstmals veröffentlichten „Tiergarten Blues“ – und ließ darin die Berliner Kongresshalle noch einmal historisch korrekt einstürzen. Das Buch stammt aus der Reihe „Es geschah in Berlin“, die im Jaron Verlag erscheint. Jedes Buch widmet sich einem bestimmten Jahr aus der Vergangenheit Berlins – und bettet einen Kriminalfall in die bekannte Historie ein. Bettina Kerwien: „Für diese Reihe habe ich bereits die Romane ‚Tot im Teufelssee‘ und ‚Au revoir, Tegel‘ geschrieben.“

Nach der Pause wurde es wieder vergnüglich. Astrid Ann Jabusch, die direkt am Spandauer Stadtrand in Sichtweite zu Falkensee wohnt, stellte mit „Die seltsamen Verbrechen des Professor Icke“ eine neu geschriebene Kurzgeschichte vor, die sie zuvor noch nie vor Publikum gelesen hatte: „Ich habe etwas Lampenfieber, denn der Professor Icke, der redet immer so gestelzt.“

In der launigen Geschichte ging es um zwei uralte, bibelfeste Schwestern, die ein Bordell in Berlin-Gatow erben – und hier schnell einen mörderischen Flurschaden anrichten, der aufgeklärt werden muss.

Astrid Ann Jabusch will sich nun endlich wieder an einen Roman setzen, „der dort spielt, wo ich wohne. Das wird ein waschechter Krimi“. Jabusch gehört zu den „Mörderischen Schwestern“, einem Verbund von 600 schreibenden Autorinnenallein im deutschsprachigen Raum.

Deutlich ernstere Töne schlug am Ende Tom Pieper an, der in Kladow wohnt und sich mit seinen Havel-Krimis eine treue Leserschaft erschrieben hat. Er stellte am Schwanenweiher sein neues Buch „Raue Havel“ vor, das gerade erst eine Woche vorher erschienen ist.

Piepers Bücher spielen immer im Umfeld der Havel. Auch im neuen Roman wird sich der Leser schnell orientieren können. Tom Pieper: „Gleich mehrere Szenen im neuen Buch spielen in Falkensee.“

Alle anderthalb Jahre erscheint ein neuer Havel-Roman, daran hat auch Corona nichts ändern können: „Viele Autoren hatten während der Pandemie mehr Zeit zum Schreiben. Wir hatten aber kleine Kinder zu Hause, die nicht in die Kita oder in die Schule durften. Wir haben sie mit großer Freude durchs Haus gejagt. Ich habe in dieser Zeit mein Schreibpensum halten, aber nicht erhöhen können. Der Rhythmus tut mir aber auch sehr gut. Alle anderthalb Jahre ein neues Buch, das passt.“

Bürgermeister Bodo Oehme ließ sich ebenfalls am Schwanenweiher sehen, liest privat aber eher Gesetzestexte: „Die sind manchmal härter als jeder Krimi.“

Keine Frage: Diese Veranstaltung schreit nach Wiederholung. (Text/Fotos: CS)

Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 199 (10/2022).

Der Beitrag Krimiautoren lesen Geschichten: Mörderischer Sonntag am Schwanenweiher! erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).


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