Der Sommer ist da. Die Natur ist erwacht. Und wie! Sie schickt gerade in den Abendstunden ihre gesamte vielbeinige Armada auf den Weg, um angelockt vom Licht der Menschen deren Behausungen zu stürmen. So mancher Hausbesitzer staunt nicht schlecht, wenn abends Frösche ins Wohnzimmer gehüpft kommen, riesige Winkelspinnen ein neues Jagdrevier wittern oder flatternde Schwärmer um die Lampen sausen.
Mitunter landet dann auch ein rostroter und recht schwergewichtiger Käfer auf dem Teppich. Wenn er deutlich größer ist als ein Maikäfer und noch dazu ein gebogenes Horn auf dem Kopf trägt, dann – Glückwunsch – hat sich ein Nashornkäfer blicken lassen.
Zum Latschen zu greifen ist übrigens verboten. Auch wenn der Nashornkäfer nicht akut vom Aussterben bedroht ist, so ist er doch eine gesetzlich besonders geschützte Tierart. Man darf die Tiere demnach weder fangen noch verletzen. Am besten trägt man die dicken Brummer wieder nach draußen in die Natur.
Der Nashornkäfer ist kein Schädling. Stattdessen ist er ein ganz besonderer Kulturfolger, der sich bestens mit den Menschen arrangiert hat. Während die Engerlinge (also die Larven) des Maikäfers in der Erde umherkrauchen und hier in jahrelanger Arbeit zarte Wurzeln wegfressen, werden die Larven des Nashornkäfers entweder in der Wärme unseres Komposthaufens groß, wo sie Zellulosefasern zernagen, oder sie ernähren sich von Rindenmulch oder von Sägespänen, die vor allem in den holzverarbeitenden Betrieben in dicken Lagen auf dem Hof aufgeschichtet werden. Demnach ist der Nashornkäfer eins der wenigen Lebewesen, die Zellulose verstoffwechseln können.
Es kann mehrere Jahre dauern, bis die Larven groß genug sind, dass sie sich verpuppen können. Die Puppen liegen dann in einem hühnereigroßen Kokon aus Sägemehl.
Die Käfer schlüpfen und fliegen im Juni und im Juli. Die Männchen lassen sich deutlich von den Weibchen unterscheiden – sie haben ein sehr großes Horn auf dem Kopf, das vor allem bei den Paarungskämpfen der Männchen zum Einsatz kommt. Bei den Weibchen ist das Horn nur angedeutet.
Die dämmerungsaktiven Käfer, die wie die Maikäfer und der Rosenkäfer zu den Blatthornkäfern gehören, leben nicht lang. Die Männchen suchen ein Weibchen, pflanzen sich fort, es kommt zur Eiablage und die Tiere sterben. Über die Käfer selbst ist noch nicht bekannt, ob sie während ihrer kurzen Lebensspanne Nahrung zu sich nehmen oder nicht. Vermutet wird, dass sie süße Pflanzensäfte aufsaugen. (Fotos / Text: CS)