Mit Alexandra Latocha (43) aus Falkensee und Dominique Pieczinski (42) aus Brieselang sollte man sich besser nicht anlegen. Die beiden Sportlerinnen trainieren zusammen im Verein SG Brieselang (www.sg-brieselang.de), der 2008 gegründet wurde und seit 2010 im Forstweg in den Räumen des ehemaligen Getränkemarkts zu finden ist.
230 Erwachsene, Jugendliche und Kinder sind zurzeit in der Sportgemeinschaft aktiv, in der Sportarten wie Karate, Selbstverteidigung und Kickboxen auf dem Kursplan stehen.
Die beiden vor vielen Jahren aus Berlin ins Havelland gezogenen Kämpferinnen sind aktive Kickboxerinnen – und treten in Brieselang gern als Sparring-Partnerinnen gegeneinander an, um sich fit zu machen. Die Besonderheit: Beide sind seit Winter 2017 Weltmeisterinnen im Kickboxen. Sie haben in ihrer jeweiligen Gewichtsklasse die Gegnerinnen aus anderen Ländern nach Punkten besiegt und durften sich nach ihrer Rückkehr ordentlich feiern lassen.
Organisiert sind die beiden Kickbox-Weltmeisterinnen übrigens im WAKO Deutschland, das ist der Bundesfachverband fürs Kickboxen. Er wurde als jüngstes Mitglied in den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) aufgenommen.
Dominique Pieczinski, die im eigenen Verein den Nachwuchs trainiert und 1992 bei Michael Kuhr in Berlin mit dem Kickboxen angefangen hat: „Die Weltmeisterschaft fand in Budapest in Ungarn statt, das Finale war am 9. November 2017. Das war eine Großveranstaltung mit über 1.500 Kämpfern aus aller Welt. Ich bin in den Masters in der Gewichtsklasse über 65 Kilo angetreten. Meine Gegnerin im Finale kam aus Polen, zuvor hatte ich meine Kämpfe gegen England und Griechenland gewonnen.“
Bei der Weltmeisterschaft wurde im KO-System gekämpft, jede Begegnung dauert 2 x 2 Minuten. Zu wenig Zeit für Alexandra Latocha, für die der Kampf oft bereits vorbei war, nachdem er gerade erst begonnen hatte: „Einmal wurde ein Kampf sogar schon vorzeitig abgebrochen und mir zugesprochen, weil ich auf den Zetteln der drei Kampfrichter bereits um über 15 Punkte vorne lag.“
Alexandra Latocha, die als angestellte Apothekerin in Brieselang arbeitet, bestritt ihre Kämpfe in der Gewichtsklasse bis 55 Kilo – und setzte sich im finalen Kampf gegen Irland durch. Zuvor hatte sie die Kickboxerin aus Italien im Leichtkontakt-Modus besiegt.
Dominique Pieczinski, die als Polizistin gearbeitet hat und zurzeit in einem Studium in Potsdam zur Grundschullehrerin umsattelt: „Uns wären längere Kämpfe im Ring auch deswegen lieber, weil wir konditionell sehr gut aufgestellt sind und so von Runde zu Runde unsere Vorteile besser ausspielen könnten. Beim Kickboxen kommt es zu einer hohen Schlagzahl. Hier ist es eher selten, dass sich die Kämpfer gegenseitig belauern und auf eine gute Gelegenheit warten. 20 gute Treffer in einem Kampf sind keine Seltenheit.“
Nach der Rückkehr nach Deutschland zeigte sich, dass die frisch gewonnene Weltmeisterschaft eine Menge Aufmerksamkeit mit sich bringt. Es gab Zeitungsartikel, Aufmerksamkeit in der Sportlerszene und im Fall der Falkenseerin Alexandra Latocha sogar eine Sportlerauszeichnung durch die Stadt und eine Einladung zum Neujahrsempfang des Bürgermeisters.
Ob das Kickboxen auch im Alltag einen Vorteil mit sich bringt, wollen wir wissen. Falls sie einmal angegriffen werden. Dominique Pieczinski, die vom Rudern und Ju-Jutsu kommt: „Der beste Kampfsportler braucht nicht zu kämpfen.“ Alexandra Latocha: „Ich bin angstfrei, auch nachts auf dem Fahrrad im Wald. Für den Ernstfall hätte ich aber immer eine Strategie im Kopf.“
Alexandra Latocha hat auch noch andere Begabungen. So tritt sie als zurzeit einzige Läuferin für ihren Verein bei Wettbewerben an. Etwa beim Lauf der Sympathie, beim Heidelauf oder beim Spirit Run vom Johannesstift. Zuletzt hat sie drei Mal in Folge den MBS-Sparkassen-Cup gewonnen, bei dem elf Rennen in Brandenburg zu bewältigen sind. Noch im laufenden Jahr wird es aber wieder ernst. Dann findet in Slowenien die Europameisterschaft im Kickboxen statt. Und da möchten die Sportlerinnen gern wieder mit am Start sein. (Text/Foto: CS)
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