Schräg gegenüber von Karls Erdbeerhof und auf der anderen Seite der B5 gelegen ist das traditionsreiche „Olympische Dorf“ zu finden. 1936 lebten hier Sportler aus der ganzen Welt, um in Berlin an den Olympischen Spielen teilzunehmen. Nachdem die Sportlerunterkunft im Anschluss an die Olympischen Spiele nicht mehr benötigt wurde, fiel das insgesamt 52 Hektar große Gelände erst der Deutschen Wehrmacht und später den sowjetischen Streitkräften zu. 1992 zog die Rote Armee endgültig ab.
Seitdem wurde das Areal nicht mehr genutzt. Zwei Bogenschießwettbewerbe fanden in den letzten Jahren vor Ort statt. Und für die amerikanische Fernsehserie „Homeland“ wurden einige Szenen mit Hauptdarstellerin Claire Danes gedreht. Ansonsten war das „Olympische Dorf“ ein Besuchern für Spaziergänge offenstehendes Open-Air-Museum, das von der DKB Stiftung erhalten wurde und auf dessen Areal zwischen Schwimmbad und dem Speisehaus der Nationen regelmäßig kundige Führungen angeboten wurden.
Seit mehreren Monaten rollen nun die Bagger vor Ort – und es wird fast überall zur gleichen Zeit nach Kräften gebaut. An manchen Stellen entsteht gerade eine neue Baugrube, während direkt gegenüber bereits die ersten neuen Häuser fertiggestellt sind. Keine Frage: Es passiert etwas. Ein „neues“ Olympische Dorf nimmt Gestalt an. 3.000 Menschen sollen hier einmal ein neues Zuhause finden.
Seit Anfang 2019 ist die Firma Terraplan (www.terraplan.de) mit der Sanierung eines Teils des ehemaligen „Olympischen Dorfs“ beschäftigt. Unter dem Namen „G.O.L.D. – Gartenstadt Olympisches Dorf von 1936“ (www.gold1936.berlin) sollen bis zum Jahre 2022 in zwei Bauetappen bis zu 365 neue Wohnungen entstehen.
Gerhard Trubel von Terraplan: „Wir richten unser Angebot vor allem an Investoren, die einzelne Wohnungen als Kapitalanlage kaufen, um sie später zu vermieten. Die Nachfrage ist sehr hoch, wir sind schon jetzt bei einer hohen Auslastung angekommen. Die einzelnen Wohnungen werden von uns bereits mit einer Standardausstattung versehen. Die Käufer können aber auch gern Sonderwünsche äußern, das kommt aber nicht sehr häufig vor.“
Im ehemaligen Speisehaus der Nationen und im benachbarten Heizhaus entstehen so zurzeit 123 neue Wohneinheiten unterschiedlicher Größe, bei denen zum Teil bereits der Innenausbau in Arbeit ist. Am Westflügel des Speisehauses musste für den Wohnungsbau übrigens noch ein Anbau für mehr Tiefe erfolgen, auf der Ostseite war das nicht erforderlich.
Zwei Tiefgaragen mit zusammen 400 Stellplätzen sind bereits im Bau – für die Autos der späteren Bewohner. Gerhard Trubel: „Das wird nicht reichen, sodass wir auch noch eine zusätzliche Hochgarage mit 110 Stellplätzen bauen.“
Mit der Fertigstellung der Wohnungen im ehemaligen Speisehaus der Nationen und im Heizhaus wird für Anfang 2022 gerechnet.
Trotzdem sollen bereits im Spätsommer diesen Jahres die ersten Menschen auf das Areal ziehen – und zwar in die vollständig neu gebauten Townhäuser, die von der Optik her dem historischen Vorbild folgen. Im sogenannten „Inneren Ring“ sind acht Townhäuser geplant, die jeweils sieben Wohneinheiten aufweisen, sodass auf diese Weise noch einmal 56 Wohneinheiten zum Bestand hinzukommen.
Gerhard Trubel: „Ich gehe davon aus, dass bis zum September die ersten drei Townhäuser bezogen werden können. Bis zum Einzug der ersten Mieter müssen wir auch noch ein Blockheizkraftwerk auf dem Gelände installiert haben.“
Im ersten Bauabschnitt kommen auch noch zwölf weitere Gebäude im „Grünen Ring“ mit dazu, die wie Reihenhäuser angelegt sind. Hier finden 16 bis 18 Wohneinheiten in einem Block Platz. Auch diese Wohnungen sind schon jetzt zu einem sehr großen Teil verkauft worden.
Eine erste Musterwohnung kann von potenziellen Investoren bereits besichtigt werden. Sie zeigt, dass beim Bau aufgrund des hohen Grundwasserpegels auf einen Keller verzichtet wird und sich die Wohnungen über drei Etagen bis unter das Dach ziehen, was ausreichend Platz für Kinder- und Arbeitszimmer lässt. Die einzelnen Wohnungen sind zwischen 115 und 120 Quadratmeter groß.
Gerhard Trubel: „Auf unserem Gelände wird es auch eine Begegnungsstätte, eine Tagespflege, eine Demenz-WG und sogar einen Jugendclub geben. Außerdem planen wir viele neue Baumanpflanzungen, um das neue Olympische Dorf zu einem grünen Ort werden zu lassen. Mit der Gestaltung der Außenanlagen fangen wir jetzt schon an.“
Terraplan ist übrigens nicht für sämtliche Baumaßnahmen auf dem Gelände verantwortlich. So arbeitet auch die Firma Semudo aus München im ersten Bauabschnitt daran, auf 19.000 Quadratmetern 160 eigene Wohnungen im Olympischen Dorf zu errichten. Zwölf Mehrfamilienhäuser sind hier vorgesehen.
Nach dem ersten Bauabschnitt folgt dann in naher Zukunft der zweite. Er wird die Terraplan-Bagger näher an die B5 heranführen. Im südöstlichen Teil des Olympischen Dorfes sollen die Blockbauten aus Sowjet-Zeit saniert, modernisiert und für den Wohnungsbau herangezogen werden. Eine Zielsetzung könnte bis zum März 2021 erfolgt sein, dann muss die Gemeinde noch einen finalen Satzungsbeschluss zu Papier bringen. Gerhard Trubel: „Erst mit diesem Satzungsbeschluss habe ich Rechtssicherheit und kann konkret mit den weiteren Planungen beginnen.“
Klar ist schon jetzt, dass das neue Olympische Dorf von einer neuen Straße erschlossen wird, die später einmal offiziell der Gemeinde Wustermark übergeben wird und wahrscheinlich den geschichtsträchtigen Namen Jesse-Owen-Straße tragen könnte – benannt nach dem Afroamerikaner Jesse Owens, der als erfolgreichster Athlet der Olympischen Sommerspiele 1936 in die Geschichtsbücher eingegangen ist. Hier könnte später auch ein Bus halten, um die neuen Bewohner nach Wustermark, Falkensee oder Berlin zu transportieren. Gerhard Trubel: „Alle weiteren Straßen, die wir auf dem Gelände anlegen, sind dann rechtlich gesehen Privatstraßen, die allen Miteigentümern der Anlage gehören. Das gilt auch für alle öffentlichen Flächen zwischen den einzelnen Gebäuden.“ (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 169 (4/2020).
Der Beitrag Wie ist der Stand? Im Olympischen Dorf in Elstal entstehen neue Wohnungen! erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.