Im Mai ziehen Fledermäuse in ihre Wochenstubenquartiere. Die Mütter bringen dort jetzt in kleinen oder größeren Gruppen ihre Babys zur Welt. Bei den meisten einheimischen Arten gibt es ein Junges pro Jahr, manche Arten, wie der Große Abendsegler haben überwiegend Zwillinge.
Die Mütter wählen für ihre Babys warme Quartiere. Ein von der Sonne beschienenes Dach, eine Fassade oder eine Baumhöhle ermöglichen die Aufzucht der Jungtiere ohne selbst Wärmeenergie zusteuern zu müssen.
Wenn die kleinen Fledermäuse im Juni flügge werden kommt es manchmal zum ersten Kontakt mit Menschen.
Bei den ersten Flugversuchen stürzt manches Tier unsanft auf Balkon oder Gehweg. Dies ist ein häufiger Grund für einen Anruf in der Fledermaus Pflegestation.
Derzeit steht das Telefon im Fledermauskeller des Berliner Artenschutz Teams BAT e.V. auf der Zitadelle Spandau kaum still. Alle Hilferufe zu bewältigen ist ein Kraftakt für die ehrenamtlichen Helfer.
Wichtig ist es, gefundene Tiere nicht voreilig aus der Natur zu entnehmen und in die Pflegestation zu bringen. Die beste Hilfe ist es, den Tieren die Rückkehr in ihr Quartier zu ermöglichen.
Oft hält die fürsorgliche Mutter tagelang Ausschau nach dem Nachwuchs und holt ihn auch nach drei oder vier Tagen noch ab.
Hierbei kann der Finder helfen indem er vor Katzen und Greifvögeln sicher einen „Abholturm“ errichtet. Dies kann zum Beispiel eine große, mit warmen Wasser gefüllte, Flasche sein über die ein Strumpf gezogen wird, diese stellt man in eine Wanne, damit die Fledermaus nicht wegkrabbelt. Manchmal reicht es auch schon, wenn das Jungtier abends an einer geschützten Fassade aufgehängt wird. In der Mittagshitze sollte das Baby in einer schattig gestellten Schachtel aufbewahrt werden, darin ein kleiner, flacher Flaschendeckel mit Wasser als Trinkangebot.
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Nicht alle kleinen Fledermäuse sind Babys. Eine Zwergfledermaus wird ausgewachsen nicht größer als ein Daumen. Babys kommen nackt und blind zur Welt. Sie sind mitunter nur einen Zentimeter groß.
Wer die Fledermäuse in seiner Umgebung beobachtet kann häufig das Quartier entdecken, dann kann das Jungtier auch direkt zurückgereicht werden. Hierzu kann eine Socke über einen Stiel, Zollstock oder Ähnliches gesteckt werden, darauf wird die Fledermaus gesetzt und zum Einflugloch des Quartiers geführt. Mit etwas Glück klettert das Jungtier dann sofort zurück.
Bereits Anfang Juni mussten Helfer von BAT e.V. eine ganze Wochenstube von Zwergfledermäusen retten. Die Fledermäuse hatten sich in einem Keller in Berlin Heiligensee verflogen. Mithilfe der Polizei konnten die Tiere aus verschiedenen Kellerräumen befreit werden, nach kurzer Betreuung und Tränkung konnten sie bereits in der Folgenacht in einem Fledermauskasten in Fundortnähe wieder ausgewildert werden.
Die künstliche Aufzucht von Fledermausbabys ist sehr kompliziert, sie ist immer die schlechteste Lösung.
Beginnend von der Problematik der Zusammensetzung der Milch in den ersten Lebenstagen setzen sich die Schwierigkeiten mit dem Heranwachsen des Tieres fort: Nur die Mutter kann dem Nachwuchs Sozialverhalten, die Echoortung, das Fliegen und die Wege in angestammte Winterquartiere vermitteln.
Der leider weit verbreitete Fehler, scheinbar hilflose Jungtiere aus der Natur zu entnehmen bedeutet oft deren sicheren Tod. Weitere Informationen dazu im Fledermauskeller auf der Zitadelle Spandau, Telefon 030/36750061 oder www.bat-ev.de.
Im Fledermauskeller des Berliner Artenschutz Teams werden jedes Jahr zwischen 120 und 150 Fledermauspfleglinge betreut. Für dieses Engagement und die Arbeit im Freilandartenschutz erhielt BAT e.V. gerade den Berliner Tierschutzpreis 2018, überreicht vom Berliner Senator für Justiz und Verbraucherschutz, Dirk Behrendt. (Text/Fotos: Berliner Artenschutz Team -BAT-e.V.)
Der Beitrag Berliner Artenschutz Team -BAT-e.V. informiert: Fledermäuse werden jetzt geboren erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.