Wie geht es wohl nach der Schule weiter? 1.300 Schüler ab der 8. Klasse nutzten am 20. September die Gelegenheit und unternahmen zur besten Schulzeit einen organisierten Ausflug nach Falkensee, um hier die 15. Praktikums- und Ausbildungsmesse zu besuchen, die in der neuen Stadthalle organisiert wurde. Dabei reisten die Schüler nicht nur aus Brandenburg an.
Erstmals war auch eine Bildungsstätte aus Berlin-Spandau mit dabei: Die Wilhelmstadt Schulen schickten ihre Schüler vorbei.
79 Aussteller aus Berlin und Brandenburg nutzten die Gelegenheit, um sich bei den Schülern vorzustellen. Polizei, Zoll und Justiz waren vor Ort ebenso vertreten wie die Siemens AG, die Mittelbrandenburgische Sparkasse, die Debeka oder die e.dis AG. Alle Aussteller hatten sich sehr große Mühe gegeben, um ihre Stände so attraktiv wie möglich zu gestalten. Bei der Barmer konnte man sich eine Rauschbrille aufsetzen, um mit simulierten 0,8 Promille auf einer auf dem Fußboden gezogenen Linie zu laufen. Und bei Panther Packaging durften die Schüler mit selbstgefertigten Pappkellen Tischtennis spielen. An fast jedem Stand gab es außerdem „Goodies“ zum Mitnehmen, darunter Kugelschreiber, Blöcke, Gummibärchen oder Stressbälle.
Falkensees Bürgermeister Heiko Müller eröffnete die Messe morgens um neun Uhr: „Der Fachkräftemangel ist so massiv, dass die Unternehmen inzwischen jede Chance nutzen müssen, um sich den zukünftigen Mitarbeitern vorzustellen. Es gibt zurzeit einen großen Überschuss an Ausbildungsplätzen, das war vor zehn Jahren noch nicht der Fall. Heute können sich die Schüler viel entspannter einen zukünftigen Beruf aussuchen. Ich wünsche den Schülern viele konstruktive Gespräche auf der Messe. Vielleicht wird ja die eine oder andere berufliche Karriere an dieser Stelle befeuert.“
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Barbara Richstein, Vorsitzende der Falkenseer Stadtverordnetenversammlung und Landtagsabgeordnete: „Früher war dies eine Messe für die Auszubildenden, heute ist es eine Messe für die Unternehmen.“
Babett Ullrich, Fachbereichsleiterin der Wirtschaftsförderung in Falkensee, hat die Messe mit organisiert. Sie sagt: „Heute müssen sich die Unternehmen mehr anstrengen, um neue Mitarbeiter zu gewinnen. Da müssen durchaus Anreize geschaffen werden. So bieten manche Unternehmen bereits an, dass bei ihnen der Führerschein ganz ohne eigene Kosten erworben werden kann.“
Barbara Richstein: „Trotzdem: Lehrjahre sind keine Herrenjahre. Die jungen Leute dürfen nicht nur Erwartungshaltungen haben, sondern müssen sich auch anpassen. Wichtig ist mir auch: Der Ausflug zur Praktikums- und Ausbildungsmesse sollte nicht nur als unterrichtsfreier Tag wahrgenommen werden, sondern auch als ein Tag, an dem man die Weichen für die eigene Zukunft stellen kann.“
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Der Ansturm der Unternehmen war in diesem Jahr so hoch, dass die große Veranstaltungshalle komplett mit den Ständen gefüllt war. Auch im Foyer drängten sich die Firmen mit ihren Informationsangeboten. Sogar auf dem Campus-Gelände gab es etwas zu sehen – etwa einen Zug der Feuerwehr oder das Ausbildungsmobil der Bundeswehr.
Während sich die IHK Potsdam auf der Messe um eine Moderation auf der kleinen Bühne im Foyer der Stadthalle kümmerte, konnten die Schüler derweil kostenfreie Porträtsfotos für ihre Bewerbungsmappe anfertigen oder eben diese Mappe von einem Profi auf Fehler und Unterlassungen hin abchecken lassen. Wer als Schüler Probleme bei der Orientierung auf der Messe hatte, durfte entsprechend gekleidete „Schülerlotsen“ ansprechen, die vom Lise-Meitner-Gymnasium kamen.
Viele Schüler waren mit einem Zettel unterwegs, der bereits Fragen für ein mögliches Gespräch mit einem Ausbildungsbetrieb vorgab – und der mit dem Stift ausgefüllt werden musste. Insbesondere die schüchternen Schüler, die noch nicht wirklich wissen, auf welche Fragen es ankommt, konnten sich dank des Fragebogens durch das Gespräch hangeln – und hatten am Ende auch ein konkretes Ergebnis in der Hand, das sicherlich in der Schule noch einmal diskutiert wird.
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Erstes Feedback der Aussteller
Viele lokale Unternehmen wie die eCom Logistik, Toi Toi & Dixi Sanitärsysteme, die Havelland Kliniken Unternehmensgruppe oder Havelbus waren ebenfalls vor Ort präsent. Mandy Klossek von der Nauener Störk GmbH, die Muttererde und Rindenmulch vertreibt, freute sich bereits eine halbe Stunde nach Eröffnung der Messe: „Wir haben bereits nach wenigen Minuten die erste Bewerbungsmappe erhalten, sie wurde ganz spontan bei uns abgegeben. Da interessiert sich eine Schülerin für die Ausbildung zur Kauffrau im Büromanagement bei uns. So schnell haben wir das auch noch nie erlebt.“
Philipp Thonke von der Bäckerei Thonke setzt auf eine besondere Strategie: „Lehrer haben einen großen Einfluss auf ihre Schüler. Wenn sie den Schülern sagen, werde bloß nicht Bäcker, da musst du so früh aufstehen, dann streichen viele Schüler vielleicht diesen Beruf von ihrer Wunschliste. Aus diesem Grund lade ich gern Lehrer zu mir in die Bäckerei ein, damit sie sehen, was es bei uns alles für Möglichkeiten und Berufe gibt. Wenn sie etwa sehen, was wir für tolle Torten backen, dann sind sie oft Feuer und Flamme, weil sie das aus der Fernsehsendung ‚Enie backt‘ kennen. Wenn die Lehrer das den Schülern erzählen, haben wir wieder bessere Chancen.“
Lars Madel vom Diakonischen Bildungszentrum des Spandauer Johannesstiftes: „Wir sind sehr angetan von unseren Gesprächen mit den Schülern. Es werden uns viele inhaltliche Fragen gestellt.“
Seine Kollegin Manuela Rosche von der Sozialen Fachschule ergänzt: „Das sind junge Leute, die hier auf der Messe zum allerersten Mal Kontakt mit der Berufswelt haben. Sie lernen hier erst einmal die ganze Bandbreite der Möglichkeiten kennen und ergründen für sich selbst: Was ist Beruf eigentlich?“
Jörg Krause, Assistent der Betriebsleitung und Personal-Recruiter bei Panther Packaging, das in Wustermark einen Standort unterhält: „Wir freuen uns sehr, dass wir von der Agentur für Arbeit eine Auszeichnung als Top-Ausbildungsbetrieb in Brandenburg erhalten haben. Unsere Ausbildungsquote liegt ja auch bei elf Prozent. Von Jahr zu Jahr bilden wir mehr junge Leute aus, die wir anschließend auch gern übernehmen und unbefristet einstellen.“
Zur Ausbildungsmesse sagte er: „Der Tag beginnt super, die Jugendlichen sind sehr interessiert. Es gab heute übrigens noch nicht eine einzige Frage zum Thema Geld. Andere Dinge sind den Jugendlichen anscheinend wichtiger. Es kamen aber auch viele Schüler aus den 9. Klassen, die sind beim Fragen noch etwas schüchtern.“
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Am Stand der Polizei informieren Anna Zöftel und Charlotte Joschko über die Ausbildung bei der Polizei. Einen Numerus Clausus gäbe es hier nicht, dafür aber einen harten Einstellungstest. Charlotte Joschko: „Wenn man sportlich ist und sich gut vorbereitet und es wirklich will, dann besteht man diesen Test auch.“
Für die beiden jungen Polizistinnen war die Umstellung von der normalen Schule auf die Ausbildungsstätte der Polizei eine sehr positive Erfahrung. Charlotte Joschko: „Es ist ein ganz anderes Lernen als in der Schule. Wir lernen nur noch das, was wir konkret für unseren Beruf benötigen – und das sehr abwechslungsreich und mit sehr viel Praxis.“
Für den lokalen Sportverein TSV Falkensee e.V. war Philipp Perthen als Leiter des Fitness-Studios auf der Messe: „Wir suchen interessierte Schüler, die bei uns ein duales Studium starten möchten. Dabei zahlen wir die Hochschule, an der die Studenten unterrichtet werden – und geben auch noch eine Ausbildungspauschale aus. Das duale Studium ist so etwas wie eine Mischung aus BWL und Sport passend zu Themen wie Fitness-Ökonomie oder Sportmanagement. Zurzeit bereiten wir auch ein duales Studium zum Thema Psychologie vor.“
Am Stand des centrovitals aus Spandau ging es um die drei Themen Hotel, Spa & Sport sowie Gesundheit. Adina Krabiell, Teamleiterin Personal: „Die Schüler werden in den Schulen gut auf die Messe vorbereitet. Sie haben im Vorfeld oft schon ergründet, was sie interessiert. So haben wir ganz spontan eine Bewerbung von einem jungen Mann erhalten, der ein knapp einjähriges Praktikum bei uns absolvieren möchte. Der war super motiviert, da haben wir eigentlich sofort abgemacht, dass das klappt. Seine Präferenz ist eine Ausbildung zum Koch, er würde im Rahmen des Praktikums aber auch gern den Service und das Housekeeping kennenlernen. Solche Gespräche sind für uns natürlich besonders schön.“
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20. September 2018: Die 15. Falkenseer Praktikums- und Ausbildungsmesse findet in der Stadthalle Falkensee statt.
Das centrovital hatte auch ein ganz besonderes Angebot im Programm – ein duales Abitur im Beruf Hotelfachfrau/-mann. Krabiell: „Viele Jugendliche müssen sich entscheiden – Abitur oder Ausbildung. Bei diesem dualen Abitur macht man in vier Jahren beides, wir nennen das ‚das Abitur mit Geld in der Tasche‘.“
Volle Gänge, interessierte Schüler, zufriedene Aussteller: Wir gehen davon aus, dass die Messe weiter wachsen wird – vielleicht noch mehr ins Freie auf den Campus-Platz? (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel wurde in „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 151 (10/2018) veröffentlicht.
Der Beitrag 15. Praktikums- und Ausbildungsmesse in Falkensee erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.